Donnerstag, 26. August 2010

Traum und Wirklichkeit

Schaut bitte in die Kommentare zu "Mutter Erde zieht die Notbremse". Dr. Gerhard Herres von der Uni Paderborn hat einen außerordentlich interessanten Beitrag geliefert. Wenn man ihn gelesen hat, fühlt man sich erheblich wohler. Unsere Ölsucht ist heilbar, der Klimawandel noch abwendbar, Hunger, Arbeitslosigkeit und mithin der ganze soziale Zündstoff lassen sich in den Griff kriegen. Wunderbare Aussichten. Ich sagte ja, man fühlt sich erheblich wohler damit.

Woran erinnert mich das? Richtig, dieses Gefühl hatte ich beim schreiben des "Tahiti-Projekts" auch. Dort haben wir ja versucht, alternative, heute bereits existierende ausgereifte Lösungsmöglichkeiten so zu bündeln und in den Alltag unserer Romanhelden zu integrieren, dass man tatsächlich den Eindruck bekommen konnte, die Welt ließe sich bei einigem guten Willen noch zum Besseren wenden. Eine Menschheit, die schon heute auf fast allen Gebieten über soviel vernünftige und praktikable Alternativen verfügt wird schon rechtzeitig zur Besinnung kommen, wenn die Alarmzeichen selbst für Profitgeier nicht mehr zu übersehen sind.

Bei allem guten Willen, Freunde: an dieser Stelle befinden wir uns leider in einem tragischen Irrtum. Es ist nun einmal ein Naturgesetz, dass auch einstürzende Systeme ihre Dynamik besitzen. Und die Systeme der Ökologie, die durch uns Menschen weltweit aus der Balance geraten sind, haben in ihrem galoppierendem Zusammenbruch längst eine eigene Dynamik entwickelt. Die fünfzehn Jahre, in denen wir die Klimakatastrophe noch abwehren könnten, wie uns der Weltklimarat prognostiziert hatte, werden relativ ungenutzt verstreichen, das ist sicher. Vier sind schon um und die Automobilmachung in Asien (und damit natürlich der CO2-Ausstoß) hat rasant zugenommen in dieser Zeit (um nur ein Beispiel zu nennen).

Ich bin Dr. Herres außerordentlich dankbar für seine engagierte Stellungnahme, aber seine Antwort bezieht sich keineswegs auf eine "pessimistische Schau", wie er es formuliert, sondern auf ein nüchternes, realistisches Fazit. Dennoch hat er mich daran erinnert, dass wir unbeirrt und zielstrebig weiter zu arbeiten haben, anstatt uns der Gefahr auszusetzen, der totalen Depression anheimzufallen. Wir vom Tahiti-Projekt werden nicht müde werden, eine Welt vorzustellen, in der der Mensch wieder eingebunden ist in die Natur und nicht ausschließlich als ihr Feind agiert. Eine solche Welt ist nämlich machbar. Und wenn wir diese Einsicht mit ins Grab nehmen müssen...

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dirk Fleck hat recht: wir kriegen die selbstinszenierte Katastrophe gerade um die Ohren geknallt. Da ist kaum noch etwas aufzuhalten. Trotzdem sollten wir, jeder Einzelne an seinem Platz, für ein neues Bewusstsein kämpfen. Was gäbe es denn anderes zu tun heute?

Gerhard Herres hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Fleck,
in der Untersuchung wollten wir zuerst nur herausbekommen, wie teuer wohl Pflanzenöl unter ethisch und ökologisch verantwortbaren Erzeugungsbedingungen werden würde. Als das Ergebnis mit 0,45 Euro/Liter ohne Zins und über 1 Euro/Liter mit Zins herauskam, waren wir selbst ein wenig überrascht.
Leider fehlt bei den politsch Verantwortlichen der Mut zu diesem Schritt. Alle reden zwar von der Notwendigkeit Energie zu sparen und zu den Erneuerbaren zu wechseln, behindern aber gleichzeitig diesen Wandel. Den Kapitalismus will bisher niemand abschaffen, also schafft er sich selbst ab. Die Superreichen werden in der von ihnen geschaffenen Treibhaushitze auch mit Klimaanlagen nicht überleben können. Das müssen wir ihnen klarmachen. Dann gibt es vielleicht mehr von diesen Typen, die ihr Geld endlich für sinnvolle Zwecke einsetzen. In einer wirklichen Marktwirtschaft wären die regenerativen Energien schon lange billiger als Kohle und Öl, denn da hätte das Geld nicht den Vorteil wie heute, dass man es ohne Kosten zurückhalten und damit Zinsen erpressen kann. An diesem Punkt scheitern alle Reformen. Alle Aktionen der Initiative Globale Marktwirtschaft sind Augenwischerei, solange das Geldsystem nicht zu zinslosem Geld verbessert wird. Die feinen Herren reden den Kapitalisten nach dem Mund und wollen von meinem Konzept auch nichts wissen, obwohl es genau in die von ihnen verfolgten Ziele passen würde. Aufforstung und Klimaschutz nur unter der Bedingung, dass die Reichen noch reicher werden können. Das funktioniert nicht!
Deshalb ist die Aufkläruung über die Fehler unseres herrschenden Geldsystems genau so wichtig wie alle Aktionen für Klimaschutz und erneuerbare Energien, denn ohne zinsloses Geld wird der Anteil der Erneuerbaren nicht schnell genug zunehmen und die Chance, das CO2 wieder aus der Luft zu holen ist vertan. Die Folgen werden dann so sein wie in dem Film in den letzen 10 Minuten geschlidert. Willkommen im Supertreibhaus und verabschieden sie sich schon mal von der Erde, denn für die nächsten 300000 Jahre bleibt das Klima so heiß.
Das will ich verhindern. Dazu will ich die Leute auf die Möglichkeit durch Ölpflanzenanbau in der Wüste das Klima zu retten aufmerksam machen und auf die notwendige Bedingung zuvor unser Geldsystem zu reformieren. Sobald das geschehen ist, werden auch alle anderen Ansätze viel leichter und schneller umgesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Gerhard Herres

Dirk C. Fleck hat gesagt…

Lieber Herr Dr. Herres!

Sie verfügen nicht nur über das notwendige Wissen, Sie deuten auch die Zusammenhänge und Konsequenzen richtig. Natürlich liegt der kapitale Fehler unserer Misswirtschaft im Geldsystem, dessen oberste Prämisse es ist, das Geld zurück zu halten, um Zinsen zu erpressen, wie Sie sehr richtig analysieren. Natürlich sind alle Reformansätze Augenwischerei, solange die Politik den Geldvermehrern nach dem Mund redet. Sie tut es aber und sie wird so schnell nicht aufhören es zu tun. Jedenfalls nicht so schnell, wie es notwendig wäre, um die globale Marktwirtschaft in Ihrem und unserem Sinne zu reformieren. Das sind im wahrsten Sinne des Wortes heiße Aussichten. Inzwischen ist es ja auch vielen Verantwortungsträgern bewusst, helfen wird es wohl nichts.

Ich hatte das Glück, während der Meldorfer Klimaschutztage 2008 Prof. Olav Hohmeyer kennenzulernen, der dort in aller Nüchternheit einen deprimierenden Vortrag zur Klimaerwärmung gehalten hat. Als Mitglied des UN-Weltklimarates arbeitete er damals an wichtigen Berichten mit, die zu einem Umdenken in der Klimapolitik hätten führen sollen. Heute ist Olav Hohmeyer umweltpolitischer Berater der schwarz-grünen Koalition in Berlin. Eine sachkundigere Person an dieser Stelle hätte man sich nicht vorstellen können. Dennoch steuert diese Regierung, getrieben von der Atomlobby, in der Energiepolitik einen äußerst verhängnisvollen Kurs.

Es bedürfte wohl hunderttausender solch kompetenter Mahner wie Sie in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um dem Wahnsinn endlich radikal entgegenwirken zu können. Aber seien Sie bezüglich Ihres Engagements meines allergrößten Respekts versichert.

Wie haben die Rolling Stones in "Street Fighting Man" einst gesungen? "But what can a poor boy do just to sing in a Rock`n Roll-Band?" Im übertragenen Sinne heißt das: Was bleibt uns denn anderes übrig, als in unserem Bemühen um Aufklärung weiter tapfer tätig zu sein? Das wollen wir tun. Mit einem Mitstreiter wie Ihnen fühlt sich das sehr viel erträglicher an.

Mit herzlichen Grüßen
Dirk C. Fleck

Gerhard Herres hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Fleck,

herzlichen Dank für das Lob, aber es gebührt genauso meinen Studenten, die die ganze Arbeit getan haben. Sie haben das Mmaterial gesammelt, ausgewertet und die Berichte geschrieben, auf denen meine Rechnungen aufbauen. Ich glaube, die neue Generation ist sehr viel weitsichtiger als die meisten Politiker. Wir müssen sie ermutigen sich für ihre Interessen lautstark einzusetzen. Im stillen Kännerlein bleiben und zu sagen: "Wir können ja doch nichts ändern.", bewirkt genau das . Wir ändern nichts!
Die jungen Leute werden in dem Treibhaus sitzen, für viel mehr Jahre als die heutigen "Verantwortungsträger". Sie müssen ihren Mund aufmachen und die notwendigen Veränderungen einfordern. Die heute 60 jährigen, die an den einflußreichen Stellen sitzen, sagen sich wohl , "So 20 Jahre wird es noch einigermassen erträglich sein und nach mir die Sündflut."
Sie vergessen dabei, dass in der Bibel steht, Gott hat versprochen keine neue Sündflut zu schicken, er hat aber nichts über das Treibhaus gesagt. Gott=Natur=Universum, nennen Sie es wie sie wollen, hat Regeln. Wer dagegen verstößt muß mit den Konsequenzen leben. Der Baum der Erkenntnis ist auch der Baum der Verantwortung. Wir haben mit unserer Technik die Erkenntnisse ungemein vermehrt, aber die Verantwortung schieben wir gerne ab. Wer eine Technik nutzt, muß sich auch seiner Verantwortung stellen. Das war schon zu Zeiten der Steinzeitjäger so, die das erste Messer aus Feuerstein schlugen. Man kann es richtig= verantwoertungsvoll einsetzen , oder dem Nachbar die Kehle durchschneiden.
Unsere heutige Technik unterscheidet sich davon nicht besonders. Wir haben nur mittels der entfesselten Energien mehr Macht - und damit MEHR VERANTWORTUNG. Wer diese Verantwortung nicht tragen will, soll im Kindergarten bleiben, darf kein Auto fahren und viele andere Annehmlichkeiten unserer Zeit nicht nutzen.
Ic hselbst habe mich auch viel zu lange vor gewissen Verantwortlichkeiten gedrückt. Aber wer sagt, die Politik ist ein schmutziges Geschäft und ich will mir die Finger nicht schmutzig machen, der überläßt dieses Geschäft genau denen, die sich nicht scheuen sich die Finger schmutizg zu machen und das meist auf Kosten anderer, auch derer, die sich raushalten wollen. Unsere Umwelt ist unsere Sache, und wir sollen, nein müssen uns einmischen. Wir müssen den Politikern, Wirtschaftsbossen und allen, die Verantwortung tragen ganz klar sagen, was wir von ihnen erwarten, nämlich SOFORT etwas für die Rettung der Welt zu tun, nicht erst in 20 Jahren. Diese Aktionen müssen mit viel mehr Geld unterstützt werden, viel mehr Aufklärung, statt Entertainment im Fernsehn und anderen Medien.
Die meisten Menschen sind egoistisch. Nutzen wir ihren Egoismus, denn sie wollen für sich und ihre Familie das Beste. Machen wir ihnen klar, was langfristig das Beste für Alle ist.
Ein KLUGER Egoist, handelt so, das Alle davon Vorteile haben. Ein DUMMER Egoist denkt nur an sich, auch wenn andere darunter leiden.
Wer will denn als Dummkopf dastehen?

Ich freue mich, dass Sie immer noch so aktiv den notwendigen Wandel unterstützen und mit ihren Möglichkeiten das Wissen unter's Volk bringen. Ich denke der Roman Das "Tahiti Projekt" hat mehr Menschen erreicht, als das Buch Equilibrismus, auch wenn es in seiner Sachlichkeit genau so wichtig ist. Aber über Emotionen kann man die Menschen leichter bewegen, als über sachliche Argumente. Das ist sowohl eine Gefahr, aber auch eine Chance. Wir müssen sie nutzen - jeder auf seine Art.

Mein Artikel ist ein Vehikel, mit dem ich den Menschen die Chance der Veränderung zeigen und die nötigen Veränderungen erklären wollte. Am Ende steht ja auch der Aufruf, selbst seinen beitrag zu leisten. "Wir sind das Volk" Wollen wir die von unseren Vorfahren errungene Demokratie an die Reichen verschenken? Unser Wille geschehe, solange er in Einklang mit dem Wohl der Natur ist.

Mit freundlichen Grüßen,

Gerhard Herres

Gerhard Herres hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Fleck,

Fortsetzung des ersten Kommentars. (Bitte entfernen sie doppelte Zeilen zum ersten Kommentar)

Michael Ende hat es so schön in der Unendlichen Geschichte geschrieben. Tu, was Du willst. Aber bedenke die Folgen und dann entscheide, ob Du es immer noch tun willst.
Wir haben einen freien Willen und sind deshalb für unser Denken, Wollen und Tun verantwortlich. Wir sind doch kein Stimmvieh, das nur bei den Wahlen gezählt wird. Wir müssen von unseren Parlamentarier verlangen, was wir zur Rettung der Natur brauchen. Selbst wenn sie dann aus egoistischen Motiven die Erde retten. Die Natur kommt ohne die Menschen aus, wir nicht ohne sie. Wir sind eingebunden in vielfältige Regelkreise, die man nicht einifach manipulieren kann. Jede Änderung kann über viele Stufen auf die ursache zurück wirken, positiv oder negativ. Wir haben die meisten dieser Regelkreise noch gar nciht verstanden.
Versuchen Sie mal ECOPOLICY von Frederic Fester zu spielen. Da bekommt man ein Gespür für die vernetzt Welt. Und selbst das ist nur eine Vereinfachung, sonst würde sich niemand ein zweites Mal mit dem Spiel beschäftigen. Aber alle glauben, man könnte die Natur beliebig verändern. Die Weisen haben schon immer mehr Gespür für die Natur gehabt, als die Techniker und erst recht die Wirtschaftler. In Veränderung des Satzes von Schopenhauer "Gesundheit ist nicht Alles, aber Alles ist Nichts ohne Gesundheit", gilt heute "Natur ist nicht Alles, aber Alles ist nichts ohne Natur".
Wir können mit fast 7 Milliarden Menschen nicht mehr leben, wie in der Steinzeit, aber ohne Rücksicht auf die Natur, ihre Regelkreise und Bedürfnisse, werden wir weder die Natur nutzen, noch darauf eine Kultur aufbauen können. Wasserklosett und Auto sind keine Kultur, sondern gehören zur Zivilisation. Es sind Hilfsmittel, die uns das Leben und auch kulturelle Aktivitäten erleichtern können. Die wahre Kultur ist geistiger Art, Lesen Schreiben, Musik, Malerei, Skulpturen, usw.
Das Alles geht zuerst verloren, wenn wir die Natur nicht retten in einer Form, mit und in der wir leben können.
Ich habe absichtlich das Geld nicht zur Kultur gezählt, es ist auch nur ein Hilfmittel, hat keinen Wert an sich und sollte nicht über den wirklchen Dingen und Dientstleistungen stehen. Deshalb ist jedes Geld, das sich horten läßt, die eigentliche Ursache für die zahlreichen Fehlentwicklungen in der Gesellschaft.
In dem Artikel und der zugehörigen Simulation von Jürgen Kremer
http://www.humane-wirtschaft.de/01-2009/kremer_volkswirtschaftslehre.pdf

ist gut zu erkennen, wie der Zins innerhalb einer Generation die Wirtschaft und Gesellschaft zerstört.

Mit freundlichen Grüßen,

Gerhard Herres

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