Mittwoch, 24. Februar 2010

Die Machbarkeitsstudie ist da!

Raphael Mutter, der mit Kimberley Ellis im letzten Sommer drei Monate auf Tahiti war, um auf der Basis des "Tahiti-Projekts" eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, hat diese nun in Form einer Diplomarbeit vorgelegt. Titel: "100% Tahiti: Energiekonzept für eine nachhaltige Inselversorgung". Die Arbeit hat einen Umfang von 91 Seiten, sie ist gut strukturiert, gut geschrieben und mit allen grafischen Elementen versehen, die Statistiken erträglich machen. Großes Kompliment, Raphael!

Während unsere Idee, das "Tahiti-Projekt" aus der Fiktion eines Romans in die Wirklichkeit zu übertragen, immer mehr Anhänger und Unterstützer findet (vor allem in den Universitäten, von denen inzwischen viele mit uns kooperieren wollen), während wir auf unseren Vortragsreisen und Lesungen ein stark wachsendes Interesse unter jenen feststellen dürfen, die sich um ihre Zukunft sorgen, bleiben die großen Medien hartnäckig außen vor. Ich will euch ein Beispiel nennen, wie Medien funktionieren.

Es gibt im Vorabendprogramm des NDR eine Sendung mit dem Titel "DAS". In jeder Sendung sitzt dort ein Gast auf der "roten Couch", um ausführlich vorgestellt und interviewt zu werden. Eine ideale Plattform, um die wir uns schon vor zwei Jahren intensiv bemüht haben. Nun schrieb mir eine gute alte Freundin, dass sie im Februar bei Heyne ein Taschenbuch veröffentlicht hat. Unter Pseudonym. Thema: Sex mit Sechzig. Schwupp, vier Wochen später saß sie auf der roten Couch.

Natürlich hat es mich für sie gefreut. Und natürlich freue ich mich, dass ihr Buch bei amazon nach der Sendung auf einem sensationellen vorderen Platz notiert wurde. Sex sells. Daran hat sich nichts geändert. Future hingegen? No Future! Horrorszenarien gerne, aber wenn die Zukunft positiv gestaltet werden soll: kein Interesse. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen. Und so wollen wir es in Zukunft auch halten...
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Montag, 15. Februar 2010

... noch mehr Grüße aus Havanna ...




























Auch die Präsentation des "Tahiti-Projekts" heute in der Cátedra Humboldt der Deutschfakultät an der Uni Havanna war klasse, schon vorher und auch hinterher ein sehr lebendiger Austausch mit den jungen StudentInnen. Sie sind begeistert von den schöpferischen Möglichkeiten, zu denen das Buch anregt.

(Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Daniel Hager, jW)

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Kuba libre!

Es gibt keine Zufälle, oder? Gerade habe ich den Computer angestellt, um mit dem ersten Kapitel des vierten Buches zu beginnen (sowohl das "Tahiti-Virus" als auch das "Tahiti-Projekt" haben fünf Bücher), da finde ich in meiner E-Mail den unten stehenden Blogeintrag von Madeleine. Das vierte Buch soll auf Kuba beginnen und aus Kuba kam Madeleines Nachricht. Wünschen wir ihr viel Erfolg auf der Buchmesse in Havanna, es wäre so unglaublich wichtig, dass das "Tahiti-Projekt" den Kubanern in spanischer Sprache zugänglich gemacht wird. Dass es sich auch auf spanisch gut liest, dafür hat Madeleine selbst gesorgt, sie hat das Buch nämlich übersetzt.

Madeleine Porr ist eine außergewöhnliche Frau. Sie lebt die Hälfte des Jahres auf Kuba und hat zwei sehr interessante Bücher geschrieben: "Von Träumen und anderen Wirklichkeiten - Einblicke in das Leben kubanischer Frauen" und "KLEINES HANDBUCH FÜR STAATSFÜHRERINNEN oder FRAUEN MACHEN STAAT". Außerdem ist sie die Koordinatorin von "El Pan Alegre - Das fröhliche Brot", über das ihr euch am besten unter www.elpanalegre.blogspot.com informiert.

Madeleine hatte mir vorgeschlagen, mich in den Kuba-Kapiteln zu beraten. Ich habe ihr Angebot sehr gerne angenommen. Kuba wird ein Schwerpunkt im "Virus" und mit einer derart kompetenten Beraterin an meiner Seite wird es stimmig und gut werden. So, jetzt fliege ich wie verabredet mit Google Earth nach Santiago de Kuba, wo Maeva auf die Präsidentin des Inselstaates trifft. Kuba, so viel darf verraten werden, hat sich nach Fidels Tod erfolgreich den einfallenden Casino-Kapitalismus der USA vom Hals gehalten und geht nun als demokratische Republik völlig neue Wege...
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Sonntag, 14. Februar 2010

Live von der Buchmesse in Havanna

WAS FÜR EIN ANDRANG!

Die Schlangen an den Kartenhäuschen am Eingang sind so lang, dass es zwei Stunden dauert, bis die Menschen auf das Messegelände gelangen.

So war es leider auch nur einigen wenigen gelungen, rechtzeitig zu der Präsentation des "Tahiti-Projekts" um 12 Uhr zu kommen - und dann auch noch den richtigen Veranstaltungssaal zu finden (wir waren nämlich auch noch an zwei entgegengesetzten Orten gleichzeitig angekündigt).
















Aber die, die dabei waren, sind aus dem Staunen nicht herausgekommen - habe ich doch nimmermüde die Botschaft weitergegeben, dass "un mundo mejor/eine bessere Welt" als diese sofort umsetzbar ist, und dazu ein paar der "schlagkräftigsten" Beispiele (s. Karrosserie aus Hanf u.a. Naturmaterialien) vorgelesen. Und natürlich auch den Amaranth vorgestellt.

Jetzt nutze ich gleich erst mal die Gelegenheit zu einem Gespräch mit "Arte y Literatura", einem für das Buch passenden und schon interessierten kubanischen Verlag, damit "Das Tahiti-Projekt" so schnell wie möglich der gesamten Bevölkerung zugänglich gemacht werden kann.



















"LESEN HEIßT WACHSEN"

(Fotos: privat und mit freundlicher Genehmigung von Steffen Wolter)

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Samstag, 13. Februar 2010

Shark ist tot!

Maevas Rede in Sydney war der erste Lesehappen, den ich hier aus dem "Tahiti-Virus" hinterlassen habe. Jetzt folgt ein zweiter. Es handelt sich um ein versuchtes Attentat auf Maeva, dem jedoch nicht sie, sondern Shark zum Opfer gefallen ist. Shark war Moderator der GO!-Show, der während einer Sendung ausgeflippt ist und daraufhin in der Psychiatrie landete. Dort wurde er von Maeva, Cording und Steve befreit und war seitdem ein wichtiges Mitglied in Maevas Team. Aus dramaturgischen Gründen musste ich ihn sterben lassen (schnüff). Hier ist die Szene, es soll bis zur Fertigstellung des Romans im April die letzte sein, die ich freigebe...

Das CRISTAL, wie das Hotel auf dem Salar de Uyuni hieß, war ein flacher, einstöckiger Gebäudekomplex, der vollständig aus Salzblöcken gebaut war. Das gesamte Mobiliar war aus Salz: Tische, Stühle, Regale, der Frühstückstresen, ja selbst die Betten. In die konvexen, mit Oberlicht versehenen Decken der 27 Doppelzimmer waren unterstützende Holzbalken eingelassen und in die Stirnwände hatten lokale Künstler prächtig ausladende Reliefs mit exotischen Tiermotiven ins Salz gemeißelt. Wüstenfüchse vor Kakteen, Rad schlagende Pfauen, auf Gipfeln balancierende Gemsen, pirschende Pumas und grazile, auf die Schlafenden herabsehenden Flamingos – allesamt Archetypen der Aymara Astrologie. An den Wänden des kleinen, an eine Puppenstube erinnernden Raums, den Maeva und Cording bewohnten, stoben Dutzende von Vögeln auf.

Die Regierung in La Paz hatte das Hotel für drei Tage angemietet, damit die Gespräche mit der URP-Vorsitzenden ungestört verlaufen konnten. Cording sortierte seine Sachen in den Schrank, drehte die Heizung auf und machte sich auf den Weg in das runde Restaurant im Zentrum der Anlage, wo Maevas Begleitmannschaft zum gemeinsamen Abendessen verabredet war. Er hatte Mühe, den richtigen Weg zu finden, aber die Wanderung durch das Salz-Labyrinth war aufregend. Schließlich gelangte er in einen runden Kuppelraum, in dem zwei Bänke zur Rast einluden. Auf einem der Bänke saß Shark, der sich ebenfalls orientierungslos im Kreis gedreht hatte. Gemeinsam rätselten sie, welcher der drei Gänge, die hier mündeten, wohl der Richtige sei. Besondere Eile hatten sie nicht. Es erging ihnen wie allen, die dieses Refugium betraten: sie fühlten sich in eine Märchenwelt versetzt, glitzernd und mysteriös.

„Ich hab ne richtige Suite,“ sagte Shark. „Habt ihr auch so viel Blumen auf dem Zimmer?“

Blumen? Nein. Cording schüttelte den Kopf.

„Wusstest Du, dass dieses Hotel nach den Grundsätzen des Feng Shui gebaut wurde? Der Hotelmanager hat es mir erzählt. Das Hotel ist der aufgehenden Sonne zugewandt. Der Grundriss stellt drei Coca-Blätter dar, sie symbolisieren die weibliche Seite. Die männliche Seite wird von der unendlichen Weite des Sees vertreten. Interessant, oder?“

Shark blickte Cording triumphierend an. „Interessant, oder?“ wiederholte er und stieß seinem Nachbarn scherzhaft den Ellenbogen in die Seite.

„Durchaus,“ pflichtete Cording irritiert bei. Zum ersten Mal, seit er ihm auf der Malé Ferry das Du angeboten hatte, sah sich Shark imstande, von dem Angebot Gebrauch zu machen. Der Junge war ihm gegenüber endgültig aus der Reserve getreten, das rührte Cording.

Rudolf und Maeva kamen vorbei und nahmen sie ins Schlepptau. Der tahitianische Krieger hatte natürlich keine Orientierungsschwierigkeiten, er ging einfach dem Lachen nach, das sich aus der Resto-Bar in alle Winkel verstreute und führte sie sicher ans Ziel.

Das Essen verlief in einer lockeren, fröhlichen Atmosphäre. Als Vorspeise hatten sie die Locro, eine Reissuppe mit geschnetzelten Hühnchen und Bananen. Anschließend wurden Fleisch- und Gemüsepasteten serviert. Zum Schluss gab es die Nationalspeise Pacamutu, ein Reisggericht mit gegrilltem Rindfleisch, frittierter Yuca und Käse. Eigentlich hätte Cording gewarnt sein müssen. Sie befanden sich in 3 700 Meter Höhe und ähnlich wie in Bhutan und Tibet hatte sich auch die bolivianische Küche den Erfordernissen im Hochgebirge angepasst. Sie war reich an Kohlehydraten und extrem scharf gewürzt. Er hätte zumindest probieren sollen, bevor er zu der Flasche griff, die zum Nachwürzen auf dem Tisch stand. Hatte er nicht. Und so sprang er nach dem ersten Bissen wie von der Tarantel gestochen auf und kurvte nach Luft schnappend kreuz und quer durch den Raum. Die Nummer war bemerkenswert. Selbst das Küchenpersonal konnte vor Lachen kaum an sich halten, als der merkwürdige Gast die Tür aufriss und in die Kälte stürmte, um seinen brennenden Atem zu vereisen.

Okay, dachte er, als er schließlich tränenden Auges zurückkehrte, jetzt bist du die Lachnummer des Abends. Als solche musste man sich einiges gefallen lassen. Seinen Teller schob er beiseite, bediente sich stattdessen an den warmen, luftgetrockneten Chunas, welche sich - gut gekaut - wie Samt auf die immer noch gereizte Speiseröhre legten. Dass ihm jedes Mal einer mit der Würzsauce zuprostete, sobald er diese köstlichen Kartoffeln in den Mund nahm, fand er nur bedingt lustig, aber so waren die Jungs: gnadenlos. Maeva amüsierte sich ebenfalls, sie lachte sogar am lautesten, wenn die Gelegenheit gekommen war. Offenbar traute man ihm eine Menge Galgenhumor zu, aber der große Quetzalcoatl war Zeuge, dass dem nicht so war. Der große Quetzalcoatl riet ihm auch zum Maté de Coco, als die Getränke gefragt waren ...

Der Tee verfehlte seine anregende Wirkung nicht. Während Rudolf und seine Männer einheimischem Bier zusprachen, Shark und Steve sich den aus Mais gebrannten „Chicha Cochabambina“ einschenken ließen, bevorzugte Maeva einen knallroten Fruchtshake. Entsprechend begannen die Temperamente auseinander zu driften. Als Rudolf schließlich daran erinnerte, dass morgen ein arbeitsreicher Tag bevor stand, löste sich die fröhliche Abendgesellschaft allmählich auf. Cording und Maeva blieben sitzen. Ihre Hände suchten einander auf dem Tisch. Der Abgang der Anderen kam ihnen vor, als würde man sie frei waschen. Wie Goldnuggets in einer Schale.

„Gehen wir spazieren?“ fragte Cording schmunzelnd. „Ich brauch das jetzt. Coca-Tee und Vollmond, das ist einfach zu viel der guten Energie ...“

Maeva legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und ging voraus. Vor ihnen lag ein silbern glänzender, kristalliner Ozean, steinhart gefroren und eingefasst von den Bergen und Vulkanen der Anden, die sich scharfkantig gegen den Sternenhimmel abzeichneten. Das Knirschen unter ihren Füßen war das Einzige, was sie in dieser eisigen Nacht hörten. Sie folgten ihren Schatten, die sich jetzt, da Maeva ihren Kopf an seine Schulter lehnte, zu einem wunderbaren Scherenschnitt fügten. Alles um sie herum war nacktes, abstraktes Universum. Alles war so ungeheuerlich viel, so tief, so voller abgeklärter, strahlender Dunkelheit und so kalt. Cording legte seinen Arm um Maevas Taille. Ohne sie habe ich nichts mehr, dachte er, sie ist zur einzigen Quelle meiner Inspiration geworden. Er beobachtete das Schattenpaar, das vor ihnen herlief. In dieser endlosen Weite vermittelte es eine Traurigkeit, wie sie nur der Tod oder die Liebe bereit hält. Er blieb stehen, zog die Schultern hoch und richtete den Kragen auf. Am Horizont schimmerten schwach die Lichter des Hotels. Über ihnen erklomm der schräge Orion die Barrikade der Berge. Gegen das Mondlicht sah Maeva aus, als hätte man sie in eine Gloriole gewickelt. Er führte ihren Kopf an seine Stirn. Sein Herz pumpte das Blut so heftig in die Schläfen, dass er glaubte, ihm müsse der Schädel platzen. In einer einzigen gelungenen Berührung mit ihr steckte schon mehr Glück, als er verkraften konnte. Maeva schmiegte sich zitternd an ihn. Es war arschkalt, da war Stillstand eigentlich nicht angesagt. Cording fuhr ihr mit den Fäusten über den Rücken und wollte gerade vorschlagen umzukehren, als ein ohrenbetäubender Knall an ihre Ohren drang. Er kam vom Ufer, dort wo das Hotel stand. Eine Riesenstichflamme erhellte den Himmel und erstickte wild züngelnd in einer Wolke aus schwarzem Qualm.

Maeva hatte die Situation als Erste erfasst. Sie riss sich los und begann zu rennen. Sie rannte so schnell, dass er ihr kaum folgen konnte. Immer wieder stolperte er über die Verwerfungen auf dem Salar, während sich Maeva wie eine Tranceläuferin in irrem Tempo leichtfüßig darüber hinwegsetzte. Schließlich musste er passen. Seine Lungen brannten und er hatte höllische Seitenstiche. Schwer atmend hielt er inne, stützte die Hände auf die Knie und musste mit ansehen, wie sie ihm endgültig davonlief. Er riss sich zusammen und trabte ihr so gut es eben ging hinterher. Als er sich dem Hotel bis auf hundert Meter genähert hatte, hörte er Schreie und Stimmengewirr. Er sah Menschen hektisch hin und her laufen, sah vereinzelte Flammen aus dem Dach schlagen, sah, wie sich die Menschen im Kreise versammelten, sich übereinander beugten.

Cording näherte sich dem Geschehen so vorsichtig, wie man es eben tat, wenn man das Schlimmste vermutete. Rudolf, die Krieger, Steve, das Hotelpersonal – sie alle machten Platz, als hätte er ein Recht darauf, dem Tod ins Auge zu blicken. Vor ihm kniete Maeva am Boden, ihr Körper bebte und zitterte, während ihre Hände fast flehentlich über Sharks Gesicht strichen, als wollte sie ihm neues Leben einhauchen, als wollte sie nicht wahrhaben, dass dieser entsetzlich entstellte Junge nicht mehr zu retten war. Ihre Klagelaute waren herzzerreißend.

Cording hielt das nicht aus und schlich sich rückwärts aus dem Kreis. Er fragte sich, warum er nicht ebenfalls verzweifelte. Maeva und Shark hatten ihm zu Füßen gelegen wie eine in Stein gemeißelte Skulptur des Schmerzes. Genauso hatte er es empfunden. Wenn Schmerz Kunst geworden ist und als Kunst wahrgenommen wird, vermittelt er sich nicht mehr als Schmerz, obwohl er doch seinen vollkommenen Ausdruck gefunden hat ... So oder ähnlich wirr dachte er, wohl wissend, dass ihn das Ereignis heimtückisch und auf fürchterliche Weise heimsuchen würde. Hatte Shark ihm gegenüber nicht von dem üppigen Blumenschmuck in seiner Suite geschwärmt? War diese Suite nicht eigentlich Maeva vorbehalten gewesen? Hatten sie nicht mit Shark zusammen eingecheckt und gemeinsam die Schlüssel empfangen? Hatte nicht er, Cording, als Erster den Schlüssel gegriffen, den falschen, wie es aussah?
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