Dienstag, 24. August 2010

Mutter Erde zieht die Notbremse!

Auf Phoenix lief gerade ein Film, der mich regelrecht vom Hocker gehauen hat: "Requiem für einen Rohstoff". Es ging um die Ausbeutung der letzten Ölreserven und darum, wie Mutter Erde darauf reagiert. Das Beste, was ich jemals zu diesem Thema gesehen habe.

Das Urteil für die globale Industriegesellschaft und ihre bedauernswerten Nachkommen ist gesprochen: Lebenslänglich Treibhaus. Was mir nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass die Erde als Organismus auf unsere Dummheit zu reagieren versteht. Sie stellt den Sauerstoffgehalt in den Weltmeeren auf Null. Damit gibt es auch keine Meeresströmungen mehr, der Golfstrom ist schon jetzt entscheidend verlangsamt wenn nicht ganz eingestellt worden. Es wird Stillstand herrschen in den Ozeanen und der Plagegeist Mensch wird durch Überhitzung ausgerottet. Unser Planet zieht gerade die Notbremse. Die vorhandenen Restbestände an Öl (inklusive der Ölsande in Kanada) reichen aus - wenn man sie denn verbrennt, und wer zweifelt daran - die Erde zusätzlich dermaßen aufzuheizen, dass sämtliche ökologischen und wirtschaftlichen Systeme noch in diesem Jahrhundert kollabieren werden. Allein mit den Restbeständen an Öl, Kohle und Gas könnten wir unseren Planeten mehrere Male zum überkochen bringen.

Da fällt mir folgendes ein: Um dem Smogproblem in den Städten entgegenzuwirken, hat die kalifornische Regierung Anfang der neunziger Jahre ein Gesetz erlassen, nach dem zwei Prozent aller neu produzierten Autos mit Elektroantrieb herzustellen seien, was natürlich auf erbitterten Widerstand der Fahrzeughersteller stieß. Dennoch entwickelte General Motors ein Elektroauto, das die Kunden äußerst zufrieden stellte. Aber bereits zwei Jahre später wurde das Gesetz auf Betreiben der Autoindustrie wieder gekippt. Das Auto der Zukunft wurde im wahrsten Sinne des Wortes wieder eingestampft. Bis heute hat sich der amerikanische Gesetzgeber zu einem derart "mutigen" Schritt nicht mehr durchringen können.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das mit dem Irrsinn um das Elektro-Auto von General Motors kannte ich. Aber kann man den Phoenixfilm im Internet sehen? Ich finde ihn nicht

Dirk C. Fleck hat gesagt…

Das ist ganz einfach. "Requiem für einen Rohstoff" bei Google eingeben und schon kann man den Film anschauen. Er hat zwei Teile, meine Bemerkungen beziehen sich auf den zweiten Teil

Gerhard Herres hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Fleck,
Ihr Buch "Das Tahiti-Projekt" hat mit besser gefallen, als diese pessimistische Schau.

Im WBGU Gutachten zur Zukunft der Nutzung der Bioenergie fand ich Jatropha curcas als möglicher Pflanzenöllieferant, aber nicht in dem Zusammenhang einer Wüstenbegrünung in Kombination mit solarthermischen Kraftwerken. Ich denke, dass gerade diese Kombination das größte Potential hat die Verbrennung von Kohle und Erdöl zu substituieren. Gleichzeitig ergibt sich ein enormes Potential als Kohlenstoffsenke, weil die Jatrophasträucher auf heute unbewachsenem Land stehen.
Bei vollständigem Ersatz des Erdöls durch Pflanzenöl würden die Pflanzen in derWüste 45 Milliarden tonnen CO2 jährlich binden. Das ist genau so viel, wie heute in 1,5 jahren freigesetz wird. Dabei würde der Ausstoß aus Kohlekraftwerken und durch Verbrennung von Erdöl nahezu vollständig wegfallen. Zusätzlich gewinnt man Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln, die sonst wegen des zu teuren Wassers nicht erschlossen würden.

Ich denke, dieser Aspekt wurde nicht behandelt, weil es nur um "Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung" geht und die Technologie der Solarthermischen Kraftwerke und eine Kraft-Wärme-Kopplung nicht im Fokus der Untersuchung stand.
Da wir auf der Erde 36 Millionen km^2 Wüstenfläche haben und zusätzlich 20 Millonen km^2 degradiertes Land, von denen genügend große Teile an die Weltmeere angrenzen, ist eine Kombination mit Meerwasserentsalzung-sanlagen möglich und die Bewässerung von etwa 20% der 56*10^6 km^2 also 11,2 Millionen km^2 würde Lebensraum für mehrere Hundert Millionen Menschen bieten, die dort ihre Nahrung anbauen und Exportgüter wie Pflanzenöl erzeugen können. Gerade für Afrika erwarten Bevölkerungs-wissenschaftler einen Zuwachs von fast einer Milliarde Menschen innerhalb der nächsten 40 Jahre. Für diese braucht man Wasser, Nahrung, Lebensraum und Arbeit.
Eine großflächige Rodung von Regenwäldern kommt dafür nicht in Frage, denn die CO2-Freisetzung sollte vermieden werden und die Urwaldböden enthalten meistens zu wenige Nährstoffe und werden bei tropischen Regenfällen zu schnell degradiert.
Eine Nutzung der riesigen freien Flächen der Wüsten hätte diese Probleme nicht. Natürlich verändert man damit nicht nur das Mikroklima der Plantagen (etwa 10-12 Kelvin Temperatur-absenkung gegenüber der umgebenden Wüste) sondern bei großflächiger Ausdehnung auch die globale Wolkenverteilung. Aber alle anderen Massnahmen des Geo-Engineering würden das auch, mit oftmals negativen Folgen.

Auch für eine dezentrale Versorgung der Busse auf Tahiti muß das Pflanzenöl erzeugt werden. Wo kommt das wohl her? Aus dem Urwald, oder von den Feldern, wo Nahrungsmittel wachsen sollen? Prost Mahlzeit! Wenn wir die ganze Welt dezentral mit Pflanzenöl versorgen wollen, werden insgesamt die Flächen benötigt, die ich ausgerechnet habe. Diese Flächen werden auf allen Kontinenten verteilt sein und so vielen Menschen Arbeit geben, dass es nicht nur das größte Entwicklungshilfeprojekt aller Zeiten sein wird, sondern die Entwicklungsländer insgesamt aus der Armut und zu allgemeinem Wohlstand führen wird.
Nach 50 Jahren wird vielleicht die Notwendigkeit für soviel Pflanzenöl nachlassen, weil es andere Möglichkeiten der Mobilität geben wird oder sich der Verkehr entsprechend reduziert hat. Dann werden die nun fruchtbaren ehemaligen Wüstenflächen für andere Pflanzen gebraucht. Nahrungsmittel, Gewürze, Heilmittel, Fasern (Baumwolle, Leinen,...) der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Auf alle Fälle wird neues landwirtschaftlich nutzbares Gelände erschlossen. Die Wüstenliebhaber mögen mir verzeihen, wenn durch das Projekt 20% der heutigen Wüstenfläche fruchtbar werden. Aber ihnen bleiben ja noch 80% im Wüstenzustand.
Details finden Sie im Artikel:
http://thet.uni-paderborn.de/publikationen/pdf/Rettung%20des%20Weltklimas%20durch%20Oelpflanzenanbau%20in%20der%20Wueste_091001.pdf

Mit freundlichen Grüßen,
Gerhard Herres

Klaus-Martin Meyer hat gesagt…

@Gerhard Herres vielen dank für die Idee der wüstenbegrünung um die solaranlagen herum. damit werde ich einmal die Leute von Desertec konfrontieren!

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