Donnerstag, 13. Mai 2010

Aus für "MAEVA"?

Liebe Freunde und Sympathisanten des Tahiti-Projekts!

Gestern ist passiert, was ich eigentlich für unmöglich gehalten habe: Unser Verlag hat den Folgeroman des "Tahiti-Projekts" abgelehnt...

Nun, das ist sein gutes Recht. Verstanden habe ich die Absage allerdings nicht. Der Verlag stellt sich mit dieser Entscheidung gegen die Interessen einer immer breiter werdenden Leserschaft, die im Zeichen kollabierender Wirtschafts- Sozial- und Natursysteme hungrig geworden ist nach einer ehrlichen, kritischen Aufarbeitung der Verhältnisse. Wenn man sich die Mühe gemacht hätte, unsere Aktivitäten zu verfolgen, hätte man feststellen müssen, dass sich rund um das "Tahiti-Projekt" eine Bewegung formiert, aus der sich natürlich auch die Leserschaft des "Tahiti-Virus" (jetzt "MAEVA") rekrutieren läßt. Ein finanzielles Risiko bestand meiner Meinung nach nicht für den Verlag.

Was ist die Begründung für die Absage? Um diese zu verstehen, muss ich all jenen unter Euch, die mit dem Folgeroman noch nicht so vertraut sind, einen kurzen Einblick in die Story geben:

Wir schreiben das Jahr 2028. Die Zustände auf diesem Planeten haben sich dramatisch verschlechtert. Die tahitianische Präsidentin Maeva wird zur Generalasekretärin der URP ("United Regions of the Planet" - eine Art alternative UNO) gewählt und begibt sich nach ihrer Wahl auf Weltreise, um für ihre Ideale zu werben und neue Mitglieder zu rekrutieren. Auf dieser Reise wandelt sie sich in eine Art Jeanne d`Arc der Ökologie, die mit Hilfe des Internets die Herzen von Milliarden Menschen erreicht und damit zu einer echten Bedrohung für den maroden, global agierenden, seelenlosen Raubtierkapitalismus wird. Aber wie schon Jeanne d`Arc, wie jede sendungsbewusste Persönlichkeit der Geschichte, steuert auch Maeva in ihrem kämpferischen Engagement unbewußt auf ihren "Scheiterhaufen" zu. Sie wird Opfer der eigenen Anstrengungen und Triumphator zugleich. Eine hochdramatische, mit einem sensationellen Plot ausgestattete Geschichte, die Auskunft darüber gibt, wie sich die Welt im Jahre 2028 anfühlt, in der wir uns sowohl als Sterbehelfer für ein abgewirtschaftetes System als auch als Geburtshelfer für eine neue Kultur betätigen müssen, wenn wir noch eine Chance haben wollen.

Wie erzählt man eine solche Geschichte? Ich bin der Meinung, dass sie linear erzählt werden muss, immer an den Stationen von Maevas Weltreise entlang, die ja, jede für sich genommen, genügend Zündstoff und Überraschungen bergen. Auf diesem Wege ist es möglich, den Charakter der Protagonistin systematisch aufzubauen, der letztlich unser aller Verzweiflung widerspiegelt. Aber genau an dieser Vorgehensweise stört sich der Verlag. Zitat:

"Dieses Strukturprinzip ist für mich so sehr der innere Kern des Textes, dass mir keine Idee dazu kommen mag, wie man das Ganze möglicherweise anders aufbauen könnte. Zumal Sie die Struktur ja wahrscheinlich auch mit Absicht gewählt haben. Sie sehen mich also hilflos, hilflos auch deshalb, weil ich mir eine Publikation in der jetzt vorliegenden Form bei [...] nicht vorstellen kann. Es müsste sich halt mehr zu einem "klassischen Roman" fügen - und ich wüsste nicht, wie das geschehen soll."

Sie verlangen also einen "klassischen Roman" von mir. Das ist in etwa so, als würde man Strawinski geraten haben, einen auf Beethoven zu machen. Sie wollen einfach nicht begreifen, dass es bei unserem Thema auf einen "klassischen Roman" nicht mehr ankommt.

Ich habe die Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen - ebenso wie die Tatsache, dass ich durch sie in allerhöchste Existenznot geraten bin. Ich werde die Arbeit an "MAEVA" nach 240 Seiten also unterbrechen, ich habe mich notgedrungen um andere Dinge zu kümmern. Allen Besuchern, die regelmäßig auf diese Seite gegangen sind, danke ich für ihren Zuspruch und ihr Interesse. Ich wünsche ihnen Kraft und Erfolg in allem, was sie im rechten Geist unternehmen.

Alles Liebe
Dirk C. Fleck

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das kann doch nicht wahr sein! Ich habe Dirk Fleck und Eric Bihl auf einer Lesung erlebt und bin fasziniert von der Idee des neuen Romans. Nicht nur ich, sondern viele meiner Freunde haben sich auf das "Tahiti-Virus" gefreut. Es muß doch noch andere Wege geben, das Buch zum Erfolg zu führen. Nur nicht aufgeben!

Anonym hat gesagt…

Genau, lieber Dirk! Aufgeben wäre jetzt das Verkehrteste, was Du tun könntest. Schlaf einige Tage darüber und mach Dich wieder an die Arbeit.
Ich denke an Dich
Melanie

Jens hat gesagt…

Wer Ideen hat, wie wir Dirk unterstützen können, schreibt bitte an blog-admin@tahiti-virus.org. Wer für das Projekt spenden will, kann das gleich hier über den Equilibrismus e. V. tun...

http://www.tahiti-virus.org/?p=119&lang=de

Anonym hat gesagt…

Oder selbst vom Potenzial überzeugen, indem man den ersten Teil oder ein anderes Buch von Dirk Fleck wie die Ökodiktatur liest/hört!

http://bit.ly/avxmqj

Anonym hat gesagt…

Lieber Dirk,
soeben war ich, wie jeden Tag, auf deinem Blog.
Ich vermag es kaum zu fassen, mit welch einer kurzsichtigen Entscheidung die Leiterin des Pendo-Verlags argumentiert und sich der von Dir aufgeführten Logik entzieht.
Du gehörst zu den wenigen Vordenkern der Autorenszene, denen es gelungen war, etwas ganz Großes anzustoßen - und nun lässt man dich fallen, ohne zu erkennen, was man Dir und der ganzen positiven Entwicklung damit antut.
Wir dürfen trotz allem nicht aufgeben mit unserem Glauben an ein "neues Denken" - denn sonst werden auch noch die "Sehenden" zu Grabe getragen und alle hoffnungsvollen Stimmen versiegen zu einem einzigen Schweigen.
Wenn ich dazu in der Lage wäre, dann würde ich Dich finanziell unterstützen, ja vielleicht selbst einen Verlag gründen.
Was soll ich sagen? Zu mehr Worten bin ich grad nicht mehr fähig, vor lauter Wut und so viel marktstrategischem Unsinn des Verlages. Das Tahiti-Projekt hat doch bewiesen, dass Du auf der richtigen Linie liegst.
Bis bald – Du bist nicht allein!
(Dein Fan und Erdenbürger, der sich ebenso gerne wie Du vordenkend und schreibend als Geburtshelfer für eine neue Kultur betätigen möchte)
Wolfgang

Anonym hat gesagt…

Hallo Dirk,

das kann ich einfach nicht glauben. Ist das wirklich das Ende? Gibt es nicht andere Verlage, die interessiert sind? Kann es wirklich sein, dass die Entscheidung vom Pendo-Verlag alles in die Tonne tritt? Eric Bihl hat doch so viele Kontakte ... Das kann einfach nicht sein ...

Alles Liebe,

Lari

Anonym hat gesagt…

Ich hatte mich nach der Lektüre des "Tahiti-Projekt" sehr für das Angebot des Pendo-Verlages zu interessieren begonnen. Das werde ich jetzt sein lassen.
Eckard Giese

anjamocker hat gesagt…

Lieber Dirk, NICHT AUFGEBEN!!!!! Wir alle müssen weiter machen. Es ist ein steiniger Weg, aber ich glaube, die die schon mit dem Tahiti-Virus infiziert sind, können gar nicht anders, als diesen beschwerlichen Weg weiterzugehen. Du bist nicht allein und wir gehen mit dir zusammen.

Wie hat es denn mit den PDFs funktioniert? Wurden sie runtergeladen und gekauft? Vielleicht könnte man ja so anfangen? Kapitelweise pdfs an unsere Netzwerke gegen Spenden oder Unterstützung monatlich anbieten. Oder vielleicht dass die Leser, die "Maeva" auf jeden Fall lesen werden, schon vorbezahlen. Oder deinen Vermiter als Spender oder Unterstützer gewinnen.

Dirk, die Wut legt sich, aber das Herzblut schlägt und ist stark. Es wird dich stärken und du wirst diesen einzigartigen Roman, den unsere Welt BRAUCHT, beenden!!!! Und es wird sich ein Verlag finden, oder es wird sich auf andere Wege verbreiten lassen, da bin ich mir ganz sicher.

Sei ganz fest umarmt. Ich glaub an uns Geburtshelfer. Wir werden immer mehr und werden die Schwierigkeiten überwinden.

A n j a

Anonym hat gesagt…

Dirk Fleck gehört neben Andreas Eschbach zu den Schriftstellern in Deutschland, die die ökologische Krise seit langem zu ihrem Thema gemacht haben. Fleck und Eschbach haben sich verdient gemacht, wie man so schön sagt. Ich kenne fast alle Bücher der Beiden und ich behaupte, dass sowohl Fleck als auch Eschbach gar keine schlechten Bücher schreiben können. Ich will einfach nicht verstehen, wie ein Verlag auf einen Autor verzichten kann, dessen Bedeutung immer wichtiger wird. Dafür sorgen schon die Themen, die er behandelt. Bescheuert ist das!

Manfred Hagen, z.Zt in Spanien unterwegs, wo sie sich einen Dreck um die Umwelt kümmern

Anonym hat gesagt…

Hat Fleck für das "Tahiti-Projekt" nicht gerade den Science-Fiction-Preis gewonnen? Und diesen Autor lässt man fallen? Das verstehe wer will ...
An Herrn Fleck: Schreiben Sie "Maeva" zu Ende! es wird sich ein anderer, ein besserer Verlag finden!
Eine beeindruckte Leserin Ihres Buches

Anonym hat gesagt…

Mare, Bastei-Lübbe, Rowohlt, Fischer ... Es gibt so viele andere Verlage, dir sich garantiert interessieren würden.
Marcus

Anonym hat gesagt…

Lieber Dirk,
da ich zugeben musste, beim Stichwort "Klassischer Roman" ziemlich zu schwimmen, habe ich mal recherchiert und bin an einem Beispiel fündig geworden:

Vladimir Nabokov: Pnin (Auszug aus Wikipedia)

Form der Erzählung

Die Geschichte präsentiert sich nicht als klassischer Roman mit einem durchlaufend erzählten Handlungsstrang. Stattdessen reihen sich Kapitel von unterschiedlicher Länge als scheinbar lose Folge von Erzählungen aneinander. Im Zentrum steht stets Pnin, der in immer neuen Zusammenhängen gezeigt wird: Pnin in der Bahn, auf dem Weg zu einem Vortrag. Pnin als Untermieter. Pnin als Dozent im Kampf mit der englischen Sprache. Pnin und das Zusammentreffen mit seiner ihn noch immer ausnutzenden Exfrau Lisa. Pnin und Lisas Sohn Victor, für den Pnin Geld und väterliche Gefühle aufbringt. Pnin in Gesellschaft anderer Exilrussen. Pnin als Hausherr und Gastgeber. Zunächst noch kaum verbunden, schließen sich diese Beschreibungen schließlich kunstvoll zu einem Kreis, in dem das Ende des Romans zugleich auch dessen Anfang ist. Das Buch, das sich vordergründig als unspektakuläre Annäherung an die leicht lächerlich wirkende Person Pnins präsentiert, ist durchwoben von einem komplexen Geflecht aus Beziehungen, Andeutungen, Hinweisen, Motiven und Symbolen. Der Roman bezaubert vor allem durch die filigrane, fein verästelte Geschichte, die hinter der Figur Pnins immer durchscheint. So verbindet Nabokov in Pnin heitere Leichtigkeit mit den Abgründen menschlicher Tragik.

Auch in Sprache und Stil weiß der Roman zu begeistern, ist stets treffsicher und exakt. John Updike urteilt: "Nabokov writes prose the only way it should be written, that is ecstatically." (Nabokov schreibt Prosa auf die einzige Art und Weise, wie sie geschrieben werden sollte, nämlich ekstatisch.)

Herzlich,
Volker

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