Sonntag, 30. Januar 2011

Wie MAEVA! den Dämon besiegte

Es fühlt sich merkwürdig an, wenn man in seinem eigenen Text nichts mehr zu suchen hat, einfach weil der Text beendet ist. Die letzten acht Wochen bin ich um sechs Uhr wach geworden (ohne Wecker!), habe geduscht, gefrühstückt und um sieben vor dem Computer gesessen, um MAEVA!, wie mit dem Verlag vereinbart, Ende Januar pünktlich abliefern zu können. Dies war der letztmögliche Termin, wenn das Buch zur Leipziger Buchmesse im März präsentiert werden sollte. Noch Anfang Dezember hatte ich erhebliche Zweifel, ob ich den Termin würde halten können...

Nach meiner Operation Anfang Juni verbrachte ich zwei Monate in der Reha, um meine müden Muskeln anschließend weitere drei Monate ambulant foltern zu lassen. Ich hatte den Draht zu MAEVA! verloren. Ich war es nicht mehr gewohnt, zu schreiben, schon gar nicht in dem mir abverlangten Tempo.

Doch in dem Moment, als ich die Arbeit wieder aufnahm, passierte etwas Merkwürdiges: Ich hatte das Gefühl, als würde mich das liegen gelassene Manuskript willkommen heißen. Ich kam mir wie ein Reiter vor, der mit gebrochenem Bein aufs Pferd steigt und nun erleben darf, wie sein Gaul "die Zügel in die Hand nimmt", um ihn sicher über die ersten Hindernsse des Parcours zu bringen. Nach vierzehn Tagen war ich sattelfest. Maeva, Cording, Steve, Shark und Knowles waren bei mir eingezogen, ich lebte mit ihnen. Es war leicht, angesichts dieser Figuren, die unbedingt in die Welt wollten, einen Arbeitsrhythmus aufzubauen, der eine Punktlandung Ende Januar garantierte. Dabei half mir meine jahrelange Erfahrung als Redakteur, ich war es schließlich gewohnt, mit Deadlines umzugehen.

Aber Redakteursarbeit ist Handwerk. Beim Bücherschreiben lauert etwas, das der Redakteur nicht kennt: DIE SCHREIBBLOCKADE! Sie vermag selbst die euphorischsten Zustände abrupt zu beenden. Um ehrlich zu sein: ich hätte mir keine einzige leisten können in der knapp bemessenen Zeit. Und da ich aus Erfahrung schlau geworden bin, wußte ich, dass dieser Dämon nichts mehr fürchtet, als einen zur Arbeitsdisziplin fähigen Autor. Ein Autor, der sich dem Dämon jeden Morgen aufgeräumt und freudig stellt, ist schwer zu besiegen. Schon gar nicht, wenn er das Tempo anzieht und um fünf statt um sechs Uhr am Computer sitzt. Mag sein, dass es dem Dämon gelingt, ihn ein, zwei Tage ohne Ergebnis ins Bett zu schicken, aber dann geht ihm die Kraft aus. Dann triumphieren die Figuren des Romans, die ja sehnsüchtig ihrer Vollendung entgegen sehen und dabei einen energetischen Schutzschild über ihren Schöpfer halten. Glaubt es oder glaubt es nicht, die meisten guten Bücher schreiben sich von alleine. Probiert es doch selbst einmal...

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